Danke für so Vieles - Günther

Danke für so Vieles - Günther

 

Günther Feuerstein war der Doyen der österreichischen Architekturszene und die zentrale Schlüsselfigur der Avantgarde der 1960iger, 70iger und 80iger Jahre.  

Feuerstein wurde 1925 in Wien geboren, studierte an der Technischen Universität Wien, war praktizierender Architekt und unterrichtete an verschiedenen Universitäten seit 1961. In seiner Karriere als Forschender und Lehrender begleitete er drei Generationen von Studierenden durch sechs Jahrzehnte, die geprägt waren durch unterschiedliche architektonische Strömungen, politische Haltungen und gesellschaftliche Ideologien.

 Feuerstein installierte als Lehrender vollkommen neue Strukturen an der Universität um gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen herbeizuführen. So veranstaltete er das  „Klubseminar der Architekturstudenten“  und förderte dabei Gruppierungen wie Coop Himmelblau, Haus-Rucker-Co oder Zünd-Up, die später die Protagonisten der österreichischen Avantgarde der 70iger und 80iger Jahre waren. Innerhalb seiner Lehrveranstaltungen fanden junge Studierende Raum zum Experimentieren.

Insbesondere die Architektur- und Kunstszene der 60iger und 70iger Jahre waren geprägt durch eine Gegenwartskultur, die sich gegen den Konservatismus der damaligen Zeit richtete. Zeitlebens war es Feuerstein bewusst, dass Bewegungen nicht auf rein ideologischen Aspekten, sondern auf einer Kritik der Gegenwartssituation basieren und so fing er an, die Gegenwartsarchitektur einerseits als Unterrichtsgegenstand zu etablieren und andererseits ihre soziokulturelle Bedeutung öffentlich zu diskutieren.

Im Kontext dieser fruchtvollen Architekturbewegung übernahm Feuerstein zunehmend die Rolle des Intellektuellen. Er interpretierte die Projekte für die Medien, entwickelte Theorien und verankerte, durch ein umfassendes publizistisches Werk, die österreichische Architektur im internationalen Architekturdiskurs.

Die Kontinuität mit der Feuerstein agierte ist und bleibt einzigartig und hinterlässt große Spuren.

21. Oktober 1925 in Wien; † 4. Dezember 2021 in Wien

 

Bildcredit: Luca De Giorgi